Kames Top 7 Gründe warum Naoki Urasawa Manga so gut sind

Urasawa ist zurück ^^ Nachdem der Mangaka früher etwas Anlaufprobleme hatte ist er derzeit (2019) zum Glück sehr präsent: Kaum ist seine aktuelle Serie Billy Bat hierzulande beendet worden da werden nach langer Zeit seine Klassiker 20th Century Boys und Monster nochmals neu aufgelegt.... und dennoch gibt es tatsache Mangaleser die ihn nicht kennen oder lesen Òó *Pistole zieh* IHR gehört doch nicht auch etwa dazu? Ò_o Ich selber bin großer Fanboy seiner Werke und habe bisher vier seiner Reihen lesen können... klar ist eine besser als eine andere, aber hey, DaVinci hatte auch mal "nur" gute Manga geschriebene schätze ich... was soll das heißen der zeichnete keine Manga? Ò_o Und wofür war der alte Knilch dann berühmt? -.-; Irgendwelche nackten Statuten und Decken, pfff *abwink*

 

Jedenfalls... heute mal eine besonders beschissene Top 7: Fanobygeblubber über Urasawa, keine "echte" Liste, jeden Punkt den ich hier nenne könnte auch Platz 1 sein aber hey, "Kames Top 7", wir haben ein Franchise und Markenrechte zu pflegen ;p Also gruselige Märchenbücher gezückt, prophetische Comics bereitgestellt und Riesenroboter gebaut: Kames Top 7 Gründe warum Naoki Urasawa Manga so gut sind aka "Mein Abzugsfinger juckt Leute, keinen Widerstand Ò_o"

 

7. Großartige Inszenierung und Strukturierung

Ein Manga folgt halt gerne einem Helden, oder einer Heldengruppe, was ja auch Sinn macht. Doch Urasawa hat eine ganz raffinierte Art: Oft springt er fröhlich zwischen diversen Haupt- und Nebenfiguren hin und her, und oft spielt er auch mit der Perspektive: Ein Charakter redet mit jemandem außerhalb unserer Sicht, oder die Figur ist nicht direkt zu erkennen, verkleidet oder bewusst im Schatten gehalten. Der natürlich gute Dialog der Manga schraubt das Interesse weiter hoch, bis wir am Ende der Episode die große Enthüllung der Figur bekommen.

Das ist nicht auf so etwas beschränkt: In manchen Kapiteln wird eine Geschichte mit einer Pointe erzählt, ein Mysterium wird aufgebaut oder ein Schrecken wird angesprochen, und Seite für Seite, Blickwinkel für Blickwinkel arbeitet der Manga auf die Auflösung hin, die IMMER das Versprechen einhält und den Leser mit einem satten "Aha!"-Moment belohnt. Diese Strukturierung ist eines der größten Stärken von Naoki Urasawas Werken. 

 

6. Keinerlei Klischees

Wenn man an Manga denkt dann denkt man an Japan. Wir denken an Schulstorys, wir denken an asiatische Dämonen, Shonen, Gangbatte, Isekai... doch wo spielt "MONSTER"? Der Manga spielt größtenteils in Deutschland!

Auch die "Zeit" der Manga von Urasawa fließt: Pluto spielt in der fernen Zukunft, Monster spielt in Deutschland der 80er Jahre, und Billy Bat springt fröhlich durch die Weltgeschichte, von der Kreuzung Christi bis zum Anschlag am 11. September. Dabei wird kein Klischee genommen: Wir haben keine Pantyshots, wir haben keine Harem-Dynamiken, keine tödlichen Kampfturniere, Urasawa nimmt auch keine Stereotypen: Der Anfangs dickliche Scherzbold den man kennenlernt entpuppt sich als böser Serienkiller, die zerbrechliche Dame beweist sich als entschlossene Frau, und der weinerliche Junge beweist sich als stoischer Antiheld.  

 

Urasawa schreibt seine Geschichten, und er schreibt sie konsequent, und bedient sich dabei keinerlei bekannter Tropes, Szenarien oder Ideen der (zugegeben großer) Palette der Mangawelt.

 

5. Berührend

Billy Bat, Pluto, 20 Century Boys... super Manga die meistens ein paar ähnliche Zutaten haben: Mysterien, Verschwörungen, Serienkiller und viel Thrill. Doch man kann keine Spannung haben ohne Drama. Wir sind sicher schockiert wenn Terroristen ein Gebäude in die Luft jagen, doch was wenn wir die Opfer kennen? Urasawa schafft es sogar das wir die Opfer nicht kennen MÜSSEN um Anteil zu nehmen: Wir lernen die Verwandten, Freunde oder Bekannte des Opfers kennen, NIE das Opfer selber!

 

Sagen wir wir folgen in dem Manga einem Mann. Einem sympatischen Mann, und wir lernen irgendwann das dieser seinen Sohn verliert... alleine die Empfindungen in Mimik, Dialog und Darstellung nehmen uns mit. Meine Güte in Pluto stirbt ein ROBOTERKIND! DIE MUTTER IST EIN ROBOTER OHNE MIMIK! UND DENNOCH SEHEN WIR DIE WIRKUNG SEINER TODESNACHRICHT!

Die Geschichten von Urasawa sind nicht so bewegend weil wir die Figuren aus seinen Manga begleiten, sondern weil wir mit ihnen ehrlich leiden, uns mit ihnen freuen oder mit ihnen hoffen das sie einen so emotional abrufen. Eine gute Überleitung zum nächsten Punkt:

  

4. Dreidimensionale Charaktere

Urasawa's Manga haben wenn man angeberisch sein will keine "Nebenfiguren": Es gibt selten kleinere Rollen in seinen Geschichten. Jede halbwegs relevante Person hat seine Gründe, Motive und klaren Charakteristika zu tun was sie tun. Inspektor Gesicht aus Pluto ist eine Maschine die eigentlich keine Emotionen hat, und doch kann selbst sie unsere Interesse wecken. Der naive und idealistische Dr. Tenma aus Monster wandelt sich dank der Ereignisse zu einem zynischen, dennoch entschlossenen Besessenen. Viele der "Helden" in Urasawas Manga stolpern vollkommen unwissend und zufällig in die Geschichte, blind dem Fakt das es ihre Aktionen sind die den Ball der Handlung ins Rollen bringen, wie für uns als Leser entfaltet sich ihnen das ganze Ausmaß der Dinge erst nach und nach. 

 

Natürlich sind auch die Nebenfiguren der Manga meistens unverschämt Interessant: Inspektor Runge in Monster jagt den Helden der Geschichte und ignoriert dabei gänzlich sein familiäres Umfeld. Jackie aus Billy Bat glaubt wahnsinnig zu werden und hat dank ihrer Schreckhaftigkeit ungewollt die komischsten Szenen des Manga.  

 

Doch die besten Figuren sind für mich immer noch Urasawas Bösewichte: Der enigmatische "Freund" aus 20th Century Boys, der animalische "Hades" aus Pluto... der Mangaka schafft es immer wieder selbst die noch so kleinsten Handlanger schaurig darzustellen, ihnen Motivation und Charakter zu verleihen, manchen sogar Vergebung erfahren zu lassen... und manchmal schaffen sie uns sogar uns etwas Mitleid abzuringen.  

 

3. Spannend!

So langsam wiederhole ich mich, aber ich will kurz mal einwerfen: Ich selber lese gerne, Krimis aber z.B. niemals KrimiREIHEN! Warum? Weil ich weiß das der Held (Kommissar Wallander, Inspektore Brunetti etc.) nicht sterben kann, das ist die Cruix der Seriendynamik. Doch Urasawas Manga spielen mit unserer Erwartung. Ein kompletter Band in seinem Manga "Monster" folgt NICHT der Hauptfigur, sondern jemand komplett anderem! Wir als Leser sind vollkommen verunsichert, und dann begegnet diese neue Figur auch noch dem Bösewicht und Serienkiller Johann, von dem die neue Figur natürlich nicht ahnt WIE gefährlich er ist. Wir als Leser sitzen also wortwörtlich auf der Kante unserer Couch und fiebern mit: Wird diese vollkommen neue Figur ihre Begegnung überleben? Das ist keinesfalls klar denn diese Figur ist NICHT die Hauptfigur!

 

Das Schöne ist das diese kleinen "Nebengeschichten" einen Großteil der Manga ausmachen und alle unterschiedlich ausgehen können: Mal enttarnt sich unsere "kurzzeitige" Hauptfigur selbst als Bösewicht, oder sie bekommt ein Happy End, oder offenbart sich als eine neue, extrem wichtige Figur im Plott, oder sie findet ein schreckliches Ende, das macht "Spannung" aus!  

Auch der "Gruselfaktor" der Manga ist in denen die ich bisher gelesen habe immens hoch: Ohne übernatürliche Dämonen, Mutanten oder Berge von Leichen kann Urasawa selbst einen Teddybären auf einem Stuhl (auch hier KEINERLEI MIMIK) zu einem bedrohlichem Wesen umfunktionieren.

 

2. Erwachsene und interessante Themen

Was sind die Geschichten von Urasawa's Manga? Muss die Welt gerettet werden? Ja... teilweise. Gibt es böse Organisationen, jugendliche Helden und Superkräfte? Hm... ne eher nicht. Böse Organisationen kann es schon mal geben, bzw. Gruppen die ihre klaren Überzeugungen und keine Skrupel haben: In 20Century Boys ist die die "Freundschaftspartei" die die Welt nach ihren Ebenbild formen will, und in Billy Bat? Ein Zeichentrickkonzern um eine (Fleder)maus. Doch im Kern sind Urasawas Manga meistens eher tiefgehende Fragen über die Welt, die Natur des Menschen, was einen Menschen zum Menschen macht, einen Mörder zum Mörder, einen Roboter zum Roboter und ähnlich komplexe Thematiken. 

Niemand tut hier böses um böse zu sein, niemand ist von finsteren Mächten übernommen oder wirkt grundlos: Meistens ist es eine Frage der Moral und eine Frage der Entschlossenheit die Urasawas Helden von seinen Bösewichten unterscheiden.

 

Wenn man die Manga als "Thriller" bezeichnet kann ich damit leben... doch sollte man sie deswegen nicht kleinreden: Urasawas Werke haben selten superklare Geschichten, sondern eher klare Botschaften und Ideen die einen Anregen und einen vielleicht selbst über die vielen Thematiken der Manga nachdenken lassen.

 

1. Einzigartige Optik und Stil

Aus 100 Manga kann man Naoki Urasawas Zeichnungen blind herausfinden. 

Klassisch "schön" oder "Mangaartig" würde ich seinen Stil nicht bezeichnen: Relativ normale Gesichter auf etwas comichafteren Körpern platziert, das ist so das "Markenzeichen" des Mangaka. Doch das alleine ist nicht bemerkenswert: Immense Detaildichte bei den Hintergründen, manche Bilder sind schlicht Gebäude oder Orte um sich zu orientieren, herrlich opulent ausgezeichnet und kein Vergleich zu "typisch" mageren Hintergründen der Konkurrenten. Die Mimiken sind immens gut, die Panelaufteilung arbeitet klug und bewusst auf große Offenbarungen hin, und Schatten und Lichteffekte der Bilder tun ihr übriges um Spannung, Wärme, aber auch Schrecken und Horror darzustellen, vollkommen Textfrei und ohne überslüssige Erklärungen. Ich kenne niemanden der so zeichnet wie Naoki Urasawa, und auch wenn es vielleicht "schönere" Zeichnungen für viele gibt, "bessere" kenne ich wiederum nicht ^^

 

Warum habt ihr noch nicht alle Werke von Naoki Urasawa? *kneif* was ist euer Problem?Ò_o Spaß beiseite, ich hoffe ich konnte den Fans der Werke gerecht werden und bei jedem anderen Interesse wecken. Kommentare, Kritik und Korrekturen gerne gelesen ^^

 

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